IMPULS

Ihr Kinderlein, glaubet…

Kinder sind eine tolles Geschenk Gottes, solange man nicht selbst Kind ist. Denn Kinder freuen sich, wenn sie älter werden. Dann können sie endlich in den Kindergarten gehen, später in die Schule, dann einen Beruf erlernen, eigenes Geld verdienen und dann scheinbar tun und lassen was sie wollen. So zumindest die Vorstellung vieler Kinder. Auch die Bibel enthält Abschnitte, in denen es um Kinder geht.

Eine sehr interessante Begebenheit finden wir in Markus 10,13-16:

Eines Tages brachten einige Eltern ihre Kinder zu Jesus, damit er sie berühren und segnen sollte. Doch die Jünger wiesen sie ab. Als Jesus das sah, war er sehr verärgert über seine Jünger und sagte zu ihnen: „Lasst die Kinder zu mir kommen. Hindert sie nicht daran! Denn das Reich Gottes gehört Menschen wie ihnen. Ich versichere euch: Wer nicht solchen Glauben hat wie sie, kommt nicht ins Reich Gottes.“ Dann nahm er die Kinder in die Arme, legte ihnen die Hände auf den Kopf und segnete sie.

Wie glauben Kinder?

Jesus sagt: Erwachsene sollen glauben wie Kinder! Aber wie glauben denn Kinder? Einfältig, naiv, oft mit vielen Fragen. Aber gerade diese Eigenschaften machen doch auch das Erwachsensein aus! Dass man hinterfragt und die „richtigen“ Fragen stellt. Das man hinter die Kulissen schaut und sich kein „X“ für ein „U“ vormachen lässt. Wie dem auch sei: Der Herr Jesus meint, dass uns nur der Kinderglaube in seinem Reich weiterbringt. Dabei geht es ihm nicht darum, dass wir Erwachsene keine Fragen an die Bibel stellen sollten. Im Gegenteil: Beim Christsein ist Mitdenken erlaubt und gewünscht! Wir finden keine Stelle in der Bibel, in der der Eindruck entsteht, dass Gläubige ihre Fragen an Gott und den Herrn Jesus nicht stellen dürften. Gerade in den Psalmen finden wir eine ganze Reihe von Fragen, die Beter und Dichter an Gott stellen – und nicht selten hinterfragen sie auch Gottes Handeln.

Wie dürfen wir glauben?

Unser Glaube darf kindlich sein. Es soll ein Glaube sein, der durchaus an der einen oder anderen Stelle mehr Fragen als Antworten mit sich bringt und uns herausfordert. Es soll ein Glaube sein, der seine Fragen und Zweifel Gott sagt – ohne Angst, dass er zornig wäre wegen unseren Fragen. Es darf ein Glaube sein, der in der Bibel nicht alles versteht, und nicht versucht, gewagte Gedankenakrobatik zu betreiben, sondern einfach zu dem Schluss kommt: „Das verstehe ich nicht!“. Ein Glaube, der darauf vertraut, dass Gott eine Antwort schenken wird, wenn es nötig ist. Es darf ein Glaube sein, der dem Herrn Jesus vertraut, wenn der sagt: Wer an mich glaubt, hat schon das ewige Leben (Johannes 6,47), und darum nicht permanent fragt: „Reicht meine Lebens-und Glaubensleistung aus für den Himmel? Habe ich genug Pluspunkte vor Gott gesammelt?“

Wir dürfen glauben und vertrauen wie Kinder: naiv, einfältig und mit vielen Fragen. Das bricht uns keinen Zacken aus der Krone, sondern ganz im Gegenteil: Uns wird am Ende eine himmlische Krone aufgesetzt.

Pastor Christoph Meys

Foto: Unsplash